Negritas Brief aus sieben Sachen

Cover zu sieben sachen mit Regenbogen
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Guten Tag,

weiter geht’s im Text und mit der Paula mit einem Brief, der auch zu den sieben Sachen gehört. Es ist ein Prosatext aus meiner Lieblingskategorie Tierisches.

Heute ist kein Donnerstag der Zwölfte. Aber ich möchte heute die sieben Sachen fertig machen.

Dieser Brief ist das Ergebnis der Teilnahme an einer Blogparade zum ThemaMenschen und Aberglaube.

Ich wünsche Euch viel Vergnügen damit!

Liebe Grüße

Paula Grimm
NEGRITAS BRIEF
Negritas Brief zum Thema der Blogparade des Museumsblogs: Leben ohne Zufall? Blogparade zum Thema „Aberglauben zum Thema „Aberglauben“, http://www.museumsblog.at/2014/02/28/welt-ohne-zufall-blogparade-zum-thema-aberglauben/

Guten Tag liebe schwarze Katzen, andere Glücksbringer und Menschen mit und ohne Aberglauben,

bei diesem Thema kann ich mein schwarzes Maul und alle vier schwarzen Pfoten einfach nicht halten. Und ich muss gleich erwähnen, dass ich wohl nicht im Stande bin, das Thema ganz kurz und bündig abzuhandeln.

Freundlicherweise hat mir Paula ihren Arbeitsplatz und Webspace in ihrem Blog überlassen, und zwar so viel ich brauche.

Damit Ihr wisst, mit wem Ihr es zu tun habt, stelle ich mich kurz vor. Ich bin eine schwarze Katze mit Migrationshintergrund, wie Mensch in Deutsch gerade so sagt. Mein Name passt zu mir und beschreibt mich genau. Ich heiße Negrita, die kleine Schwarze. Ich trage einen spanischen Namen, da ich die ersten zehn Monate meines Katzendaseins auf den Straßen von Barcelona gelebt, besser gesagt, mein Leben gefristet habe. Inzwischen habe ich viereinhalb Jahre auf dem Buckel und kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich

mich im Leben auskenne, da ich mit allen vier Pfoten
fest im Leben stehe, sicher klettere und umsichtig schleiche.

Ich kenne mich aus, so gut man sich eben auskennen kann. Und ich kenne mich auch mit Euch Menschen aus, mit Eurer Jagd nach Glück, Eurem Glauben und Aberglauben, Eurer Einstellung zu den Wechselfällen bzw. Zufällen des Lebens und mit Euren Ideen zum Thema Glück und Vermeidung von Unheil.

So wie ich Euch Menschen bezogen auf die erwähnten Lebensbereiche kennengelernt habe, bin ich stark versucht, Euch in allen Punkten als absolut hoffnungslose Fälle zu bezeichnen. Aber man soll die Hoffnung niemals aufgeben. Das ist ein nützliches Prinzip, um Glück zu erleben und Unheil zu vermeiden. Voraussetzung ist jedoch, dass man nach Möglichkeit Hoffnung nicht mit Illusion verwechselt. Denn die Pflege von Illusionen führt unweigerlich zum Perfektionswahn, für den Ihr Menschen ohnehin übermäßig empfänglich seid. Wann lernt Ihr endlich, Hoffnungen von Illusionen zu unterscheiden? Und wann begreift Ihr endlich mit Kopf, Herz und Hand, dass Glück Erleben aber auch die Vermeidung von Pech keinen Perfektionswahn vertragen?

Dabei macht es keinen Unterschied, ob Ihr einem oder gleich mehreren selbsternannten spirituellen Führern und ihrer Flut von Anweisungen folgt, ob Ihr Euer Heil in der Flucht vor der Realität sucht, oder ob Ihr Euch irgendeinen Aberglauben selbst zusammenzimmert. Durch dieses Verhalten werdet Ihr immer weniger Glück
verdienen und erleben, als möglich ist. Und Ihr werdet immer mehr Leid erfahren, als notwendig ist.

Ihr sagt: „Das Glück liegt auf der Straße!“ Selbst, wenn das stimmt, werdet Ihr es nie finden und erfahren. Ihr werdet es höchstens überholen, übersehen und überfahren. Und ich weiß leider allzu genau, wovon ich hier schreibe, denn erst vorgestern habe ich bei meinen Streifzügen durch mein Revier zweiter Ordnung eine überfahrene Artgenossin gefunden. Und das war leider sogar eine von den Katzen, die manche von Euch als Glückskatzen bezeichnen, eine dreifarbige europäische Kurzhaarkatze.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich immer mehr Vertreter Eurer Spezies an die alte Weisheit erinnern: „Das Glück der Erde ist auf dem Rücken der Pferde!“ Nichts und niemand ist davor gefeit, als Objekt für Eure Jagd nach dem Glück oder zur Vermeidung oder Linderung von Unheil ge- oder missbraucht zu werden. Ihr Glückskäfer mit den Jahrespunkten auf dem Rücken, Ihr Pferde, die Ihr ab und zu Eure Hufeisen verliert, und Ihr dreifarbigen Glückskatzen tut alles, was Ihr tun könnt, und was wir vermeintlichen Unglücksbringer auch tun würden, um Menschen glücklich zu machen und ihnen Glück zu bringen! Und nehmt auch Ihr es nicht zu schwer, dass es Euch oft nicht so gelingt, wie es sein soll. Ihr könnt nichts dafür!

Und was Euch Menschen betrifft, steht Ihr oft Euch und Eurem Glück mit Eurem Übereifer selbst so gut im Weg, wie Ihr könnt und erlebt dadurch mehr Unheil als für Euch vorgesehen ist.

Da kann man nichts tun, als so gelassen und geduldig als möglich das eigene Leben für seine Freunde und sich selbst so gut wie man es eben vermag in die Pfote zu nehmen.

Wir schwarzen Katzen zählen im christlichen Abendland eindeutig zu den Unglücksbringern. Aber jede schwarze Katze sollte wissen, dass die Menschen bezogen auf diesen Aberglauben wie der Mond sind. Sie haben ihre Phasen.
Unglücksbringer sind wir immer. Aber angeblich bringen wir an Donnerstagen in der Abenddämmerung, wenn wir Menschen über den Weg laufen, besonders viel Unglück, wenn der Donnerstag der 12. eines Monats ist.
In diesem Zusammenhang habe ich mich am Donnerstag, dem 12. Dezember 2013, zu zwei Dingen entschieden. Ich will nicht herausfinden, wie die abergläubischen Menschen ausgerechnet auf dieses schmale Brett gekommen sind, und warum sie offenbar seit mehreren Jahrhunderten an diesem Gedanken festhalten. Außerdem tue ich seit diesem Donnerstag im Dezember nicht mehr so, als könnte ich in dieser Sache auf sie Rücksicht nehmen. Sie sind sich in diesem Punkt ja noch nicht mal einig. Manche glauben, wir dürfen ihnen nicht von links nach rechts über den Weg laufen. Andere behaupten das Gegenteil. Und wieder andere meinen, dass wir ihnen Unglück bringen, wenn wir ihnen überhaupt über den Weg laufen. Wer soll daraus noch schlau werden und sich entsprechend verhalten? Flüche, abwehrende Gesten, hysterische Stoßgebete und Wasserspritzer, die Katze vertreiben sollen, gibt es sowieso. Es ist ein Kreuz mit den abergläubischen Menschen. Dabei gehen wir auch an Donnerstagen, die ein 12. im Monat sind, mit guten Absichten durch unser Katzenleben, wenn wir nicht gerade auf der Jagd nach Ungeziefer sind.

Da es ohnehin sinnlos ist, dem menschlichen Aberglauben und seinen Folgen zu entkommen, werde ich an jedem Abend und Morgen, die der Herr werden lässt, gewissenhaft mein Revier zweiter Ordnung durchstreifen und alles nutzen, was mir auf meinen Wegen so zufällt.

Uns Lebewesen fällt ohnehin alles zu, was uns begegnet. Denn wir können kaum etwas selbst bestimmen. Wir können nur nutzen, was uns an Gutem zufällt. Und wir können uns nur dem stellen, was uns an Unheil widerfährt. Es könnte sein, das Ihr Menschen nur deshalb so extrem nach Glück jagt und so krampfhaft versucht, Unheil von Euch fernzuhalten, da Ihr das mit den Zufällen missversteht. Ich bleibe dabei, dass uns alles zufällt. Nicht nur ein außergewöhnlich großes Glück wie ein neues gemütliches Revier erster Ordnung nach zehn Monaten auf der Straße fällt uns zu. Auch alle schrecklichen Ereignisse sind Zufälle. Diese Extreme sind nur die Zufälle, die seltener auf einen zufallen. Aber jedes Blatt, mit dem ich jagen üben kann, fällt mir vom Baum mit Hilfe des Windes zu. Das ist doch ganz einfach, oder nicht?

Und was die Rituale betrifft, so habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass sie tatsächlich etwas mit dem Bringen des Glücks zu tun haben. Deshalb verlasse ich mein Revier erster Ordnung niemals, ohne mich vorher sorgfältig gewaschen und mich ausgiebig am Topf der
großen Palme gerieben zu haben.

Das ist ein starker Ausdruck meiner Dankbarkeit, die ich empfinde, da ich jetzt schon über drei Jahre bei freundlichen und anständigen Menschen in einem so angemessenen Revier erster Ordnung leben darf. Und aufrichtige Dankbarkeit erhält das Glück und lockt es an. Unterschiedliche Rituale brauchen Zeit. Die Zeit, die diese Rituale brauchen, brauchen die Lebewesen auch, um innezuhalten, damit sie überhaupt fühlen können, was ihnen da zufällt. Ist es etwas Zu- oder Abträgliches? Das Innehalten taugt auch dafür, dass man sich sammeln, sich dem Elend stellen oder einen glücklichen Zufall nach Herzenslust genießen kann.

Übrigens, liebe Menschen, da fällt mir noch etwas ein. Mich freut es von ganzem Hrzen, wenn ich Euch oder einem anderen Wesen am Donnerstagabend vor Freitag dem 13. von links nach rechts über den weg laufe. Denn alles, was zufällig von links kommt, kommt von Herzen.

Es gäbe da noch so viel zu sagen. Aber ich lasse es damit erst einmal bewenden und wünsche Euch allen viel Glück, eine gute Entwicklung Eurer Intuition, bei der Gefühl und Verstand sinnvoll zusammenarbeiten, und die angemessenen Rituale! Und Ihr lieben Zweibeiner tut Euch und uns anderen Lebewesen den Gefallen, daran zu denken, dass auch bezogen auf das Glück weniger mehr ist.

Liebe Grüße

Negrita

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Autor: Paula

Paula Grimm ist das Pseudonym, das die Autorin seit 2012 im Gedenken an ihre mutter Gertrud Maria Paula Quenel geb. Grimm verwendet. Bei der Paula, geb. am 24.12.1965, geht es immer prosaisch zu.

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